Sonntag, 22 September 2024 10:55

Intels turbulente Woche - Ein unsicherer Weg in die Zukunft

Intels turbulente Woche Intels turbulente Woche Pixabay

Die letzte Woche war eine der ereignisreichsten für Intel in jüngster Zeit. Der Halbleiterhersteller, der in den letzten Jahren mehr als die Hälfte seines Marktwertes verloren hat und kürzlich den schlechtesten Börsentag seit 50 Jahren verzeichnete, traf eine bedeutende Entscheidung: Die Trennung der Produktionsabteilung vom Kerngeschäft der Prozessorentwicklung und -vermarktung. Später wurde bekannt, dass Qualcomm Interesse an einer möglichen Übernahme gezeigt hat, was eine der größten Technologiefusionen der Geschichte werden könnte.

Umstrukturierung und Qualcomms Interesse

Anfang der Woche verkündete Intel, dass es seine Produktionsabteilung als eigenständige Einheit mit eigener Führung und Governance strukturieren wird. Ziel dieser Umstrukturierung ist es, Investoren zu zeigen, dass das Unternehmen ernsthafte Schritte zur Verbesserung seiner Effizienz unternimmt. Gleichzeitig erhielt die Börse Hinweise darauf, dass Qualcomm, ein globaler Chipgigant, Interesse an einem Kauf von Intel haben könnte. Zwar gibt es noch keine offiziellen Gespräche zwischen den beiden Unternehmen, doch der bloße Gedanke an eine mögliche Übernahme sorgte für Aufsehen an den Märkten.

Der Aktienkurs von Intel stieg innerhalb einer Woche um 11 Prozent, das beste Ergebnis seit November. Trotzdem stehen CEO Pat Gelsinger und das Unternehmen vor immensen Herausforderungen. Seit seinem Amtsantritt im Jahr 2021 hat Gelsinger versucht, die Firma zu restrukturieren und auf Kurs zu bringen, doch die Konkurrenz schläft nicht.

Nvidia und der KI-Boom

Nvidia, der große Rivale von Intel im Bereich der künstlichen Intelligenz (KI), ist inzwischen fast 30-mal mehr wert als Intel und dominiert den Markt für KI-Chips. Während Nvidia mit einem Marktwert von fast 3 Billionen US-Dollar die Technologiewelt erobert, kämpft Intel um Marktanteile und Umsatz. Das Unternehmen plant zwar, mehr als 100 Milliarden US-Dollar bis 2029 in den Bau neuer Chipfabriken in vier US-Bundesstaaten zu investieren, doch das alleine wird nicht reichen. Es ist auch dringend notwendig, Fuß im schnell wachsenden KI-Sektor zu fassen.

Intel hat Schwierigkeiten, gegen Advanced Micro Devices (AMD) und andere Wettbewerber zu bestehen. Die Einnahmen des Unternehmens aus dem PC- und Servermarkt sind rückläufig, was den Cashflow gefährdet und Zweifel an der Zukunftsfähigkeit aufkommen lässt. Auch die geplanten Fabriken in Polen, Deutschland und Malaysia wurden um zwei Jahre verschoben, was die Unsicherheiten verstärkt. - https://www.globewings.net/de/technik.html

Die Rolle der US-Regierung und interne Pläne

Ein Lichtblick für Intel ist die Unterstützung durch die US-Regierung. Das Unternehmen erhielt in diesem Jahr 3 Milliarden US-Dollar, um Chips für das Militär in einer speziellen, als "sicheres Enklave" bezeichneten Anlage zu produzieren. Zudem könnte Intel bis zu 8,5 Milliarden US-Dollar an Fördermitteln aus dem CHIPS Act erhalten. Diese politische Unterstützung zielt darauf ab, die amerikanische Chipindustrie unabhängiger von Asien zu machen und die Produktion in den USA zu sichern.

Trotz der Herausforderungen hat Intel mehrere wichtige Kunden an Land gezogen, darunter Amazon und Microsoft, die ihre eigenen spezialisierten Chips in Intels Fabriken herstellen lassen wollen. Diese Aufträge könnten für Intel von entscheidender Bedeutung sein, da das Unternehmen hofft, bis 2030 einen Umsatz von 15 Milliarden US-Dollar aus externen Aufträgen für seine Foundry-Sparte zu generieren.

Ein unsicherer Weg nach vorne

Die vergangenen Ereignisse werfen die Frage auf, wohin die Reise für Intel gehen wird. Während die Umstrukturierung des Unternehmens und die Bemühungen um Effizienzsteigerungen Schritte in die richtige Richtung sind, bleiben viele Fragen offen. Kann Intel wieder zu alter Stärke finden und gleichzeitig den KI-Boom nutzen? Gelingt es, den technologischen Rückstand auf Nvidia aufzuholen?

Analysten wie Daniel Newman vom Futurum Group bezweifeln, dass Intel auf allen Gebieten konkurrenzfähig bleibt. Während Nvidia und andere Unternehmen spezialisierte Chips und fortschrittliche Fertigungsprozesse anbieten, hat Intel seinen Vorteil als "Alles-aus-einer-Hand"-Anbieter verloren. Gelsinger bleibt jedoch optimistisch und plant, Intel als unabhängiges Unternehmen zu führen.

Quelle: Globewings